Strategische Ziele des Bundesrates für das Schweizerische Nationalmuseum 2025-2028

Strategische Ziele des Bundesrates für das Schweizerische Nationalmuseum 2025-2028

vom 6. November 2024

1 Ausgangslage

1.1 Grundlagen

Das Schweizerische Nationalmuseum (SNM) wurde 1898 unter dem Namen «Schweizerisches Landesmuseum» in Zürich eröffnet und ist seit 2010 eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit eigener Rechtspersönlichkeit. Es ist dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) zugeordnet. Unter dem Dach des SNM sind drei Museen - das Landesmuseum Zürich, das Château de Prangins und das Forum Schweizer Geschichte Schwyz - sowie das Sammlungszentrum in Affoltern am Albis vereint. Die Existenz und die Grundzüge der Organisation des Museums beruhen auf dem Museums- und Sammlungsgesetz vom 12. Juni 2009 (MSG, SR 432.30 ). Das SNM erfüllt, unabhängig von politischen Einflüssen, die Aufgaben, die im MSG festgelegt sind, und richtet seine Tätigkeit nach den Richtlinien des Internationalen Museumsrates (International Council of Museums, ICOM) aus. Richtungsweisend für die Tätigkeit des SNM in der Periode 2025-2028 ist ausserdem die Kulturbotschaft 2025-2028 (BBl 2024 753).

1.2 Auftrag und Kontext

Das SNM erfüllt seinen öffentlichen Auftrag im Interesse des Landes insbesondere durch:

-

die Darstellung der Geschichte der Schweiz;

-

die Auseinandersetzung mit den vielfältigen Identitäten und Kulturen der Schweiz;

-

die Beratung und fachliche Unterstützung anderer Museen und Sammlungen in der Schweiz.

All dies strebt es mittels der Museums- und Sammlungstätigkeiten an, wie sie namentlich in der Museumsdefinition und den Richtlinien des Internationalen Museumsrates (ICOM) festgehalten sind. Das SNM arbeitet ausserdem im Einklang mit den Nachhaltigkeitsbestrebungen des Bundes und berücksichtigt den digitalen Wandel. Als Institution im Dienst der Gesellschaft sieht es als zentrale Elemente seines Auftrags die Förderung der kulturellen Teilhabe und des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie eines wechselseitigen Austauschs und einer sinnhaften Bindung mit dem Publikum - vor Ort und im digitalen Raum.

1.3 Aufgaben und Ziele

Das SNM erfüllt seinen Auftrag durch vielfältige Angebote, die Ausstellungen, Veranstaltungen, Publikationen (Print und Online), Führungen und Workshops sowie Online-Formate für ein breites Publikum einschliessen. Wichtig dabei ist die Umsetzung eines publikumsorientierten Ansatzes, der verschiedenartige Interaktionen mit der Gesellschaft fördert. Zudem sammelt das SNM kulturhistorische Objekte und erweitert laufend und unter Berücksichtigung der neuesten Forschungsergebnisse seine Sammlungsbestände mit national bedeutenden Zeugnissen aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Die Sammlungsbestände des SNM sind gemäss Sammlungskonzept folgende: 1. Zeitzeugen, 2. Archäologie, 3. Numismatik & Siegel, 4. Technologie & Brauchtum, 5. Waffen & Uniformen, 6. Kutschen & Schlitten & Fahrzeuge, 7. Edelmetall & Zinn, 8. Keramik & Glas, 9. Möbel & Interieurs, 10. Textil & Mode, 11. Schmuck & Uhren, 12. Malerei & Bildhauerei, 13. Grafik & Fotografie, 14. Spezialsammlungen.

2 Strategische Schwerpunkte

Der Bundesrat erwartet, dass das SNM mit seinen Häusern, seinen Sammlungen und seiner Bündelung von Fachkompetenz das Verständnis für die schweizerische Geschichte und für die vielfältigen kulturellen Identitäten der Schweiz vertieft und für deren Vermittlung sorgt. Hierzu pflegt das SNM eine einzigartige Sammlung schweizerischen Kulturguts von der Urgeschichte bis in die Gegenwart. Es erforscht und macht die Sammlungsbestände des SNM für die Öffentlichkeit zugänglich, pflegt das materielle und immaterielle Gedächtnis der Schweiz, greift kulturhistorische und gesellschaftliche Fragen auf und vermittelt diese über seine verschiedenen Kanäle. Damit ermöglicht es dem Publikum den Zugang zur Kulturgeschichte der Schweiz. Das SNM beteiligt sich im Rahmen seiner gesetzlichen und fachlichen Kompetenzen an der Umsetzung der Kultur- und Museumspolitik des Bundes.

Die nach den Artikeln 4 und 7 MSG gesetzlich zugewiesenen Aufgaben des SNM werden in die folgenden Produktgruppen und Produkte gegliedert:

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2.1 Produktgruppe Sammlung

Allgemeine Perspektive

Die Sammlungen des SNM widerspiegeln das bewegliche kulturhistorische und kunsthandwerkliche Erbe der Regionen der heutigen Schweiz. Ein Sammlungskonzept konkretisiert die Sammlungsarbeit des SNM.

Ziele

1.

Das SNM sichert mit Schenkungen, Ankäufen und Sammlungskooperationen im Sinne seines Sammlungskonzeptes ein für die gesamte Schweiz repräsentatives Kulturerbe.

2.

Die wissenschaftliche und dokumentarische Aufarbeitung der Sammlungen dient als Quelle für Ausstellungs- und Forschungstätigkeiten.

3.

Das SNM arbeitet mit Institutionen der akademischen Aus- und Weiterbildung zusammen.

4.

Die Leistungspotenziale des Sammlungszentrums werden technologisch, wissenschaftlich und wirtschaftlich genutzt und Kooperationen mit in- und ausländischen Sammlungen und Museen unterhalten.

Die Indikatoren zur Produktgruppe «Sammlung» sind im Anhang Ziffer 1.1 aufgeführt.

2.2 Produktgruppe Ausstellung und Vermittlung

Allgemeine Perspektive

Mit der Präsentation von Geschichte und Kulturgut soll die Schweiz in ihrem weltweiten Kontext für Besucherinnen und Besucher vor Ort und online fassbar und verständlich gemacht werden.

Ziele

1.

Das SNM bietet seinem Publikum museologisch abwechslungsreiche und thematisch vielfältige permanente und temporäre Ausstellungen und dazugehörige Publikationen an.

2.

Das SNM ist mit seinen Veranstaltungen und Online-Angeboten ein anerkanntes Schaufenster zur Kultur und Geschichte des Lebensraumes Schweiz.

3.

Das SNM ist einem weiten Kulturbegriff verpflichtet und spricht die gesamte in der Schweiz lebende Bevölkerung, Touristinnen und Touristen sowie Interessierte im Ausland an.

4.

Das SNM pflegt im Bereich Ausstellung und Vermittlung vielfältige Interaktionen mit der Gesellschaft.

Die Indikatoren zur Produktgruppe «Ausstellung und Vermittlung» sind im Anhang Ziffer 1.2 aufgeführt.

2.3 Bauprojekte an den Standorten Schwyz und Affoltern am Albis

Das Forum Schweizer Geschichte Schwyz wird betreffend die Gebäudetechnik, die Sicherheit und die Nachhaltigkeit saniert, betrieblich optimiert und auf den zeitgemässen Stand der Technik gebracht.

Gemäss der durch das Parlament am 15. Mai 2024 verabschiedeten Immobilienbotschaft zivil 2024 (BBl 2024 1243) wird die Zusammenführung der zwei Standorte des Sammlungszentrums (Zughausstrasse und Lindenmoostrasse) in Affoltern am Albis ab 2026 umgesetzt. Das SNM begleitet das Bundesamt für Bauten und Logistik (Bauherrschaft) bei der Planung und der Durchführung der beiden Projekte.

2.4 Handlungsfelder der Kulturbotschaft 2025-2028

Der Bundesrat erwartet, dass das SNM:

1.

im Rahmen seiner betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten Umweltbelastungen reduziert, sich für ökologische und soziale Nachhaltigkeit einsetzt und die nachhaltige Dimension der Kultur berücksichtigt;

2.

die mit dem digitalen Wandel einhergehenden Veränderungen in der Arbeitswelt und bei den Erwartungen des Publikums berücksichtigt;

3.

einen Fokus auf die Erforschung und Vermittlung von sensiblem und historisch belastetem Kulturerbe legt.

Die Indikatoren zu den Handlungsfeldern der Kulturbotschaft 2025-2028 sind im Anhang Ziffer 1.3 aufgeführt.

3 Risiko- und Compliance-Management

Das SNM verfügt über ein kontinuierliches Risikomanagement, das sich an der ISO-Norm 31000 und über ein Compliance-Management, das sich an der ISO-Norm 37301 orientiert.

Die Direktion informiert einmal jährlich den Museumsrat über den Stand des Risiko- und Compliance-Managements; der Museumsrat meldet dem Eidgenössischen Departement des Innern jährlich die wichtigsten Unternehmensrisiken und die Schwerpunkte im Compliance-Management.

Der Indikator zum Risiko- und Compliance-Management ist im Anhang Ziffer 2 aufgeführt.

4 Finanzielle Ziele

Der Bundesrat erwartet, dass das SNM:

1.

sich in seiner Leistungserbringung durch betriebswirtschaftliches Handeln und Ergebnisverantwortung auszeichnet und geeignete Kontroll- und Steuerungsprozesse unterhält;

2.

seine Tätigkeiten aus den in Artikel 17 MSG vorgesehenen Mitteln finanziert (Finanzierungsbeitrag des Bundes, Einnahmen aus dem Museumsbetrieb und anderen gewerblichen Leistungen, Beiträge der Standortkantone oder Standortgemeinden sowie Zuwendungen Dritter);

3.

die Äufnung seiner Fonds im Organisationskapital (gebundenes Kapital) transparent darstellt, dem Bundesrat Rechenschaft über die geplante Verwendung der Fondsmittel ablegt und darüber hinaus - bei Bedarf und zum Ausgleich von betriebsbedingten Jahresschwankungen - zusätzliches Organisationskapital (freies Kapital) aufbaut, wobei dieses 5 Prozent des Umsatzes nicht übersteigen sollte;

4.

seine Rechnungslegung nach Artikel 19 MSG vornimmt.

Die Indikatoren zu den finanziellen Zielen sind im Anhang Ziffer 3 aufgeführt.

5 Personalpolitische Ziele

Der Bundesrat erwartet, dass das SNM:

1.

eine vorausschauende, sozial verantwortliche, transparente und verlässliche Personalpolitik betreibt und für alle Altersgruppen konkurrenzfähige Arbeitsbedingungen in einem Arbeitsumfeld anbietet, das die persönliche Entwicklung und Leistungsfähigkeit fördert;

2.

bei Vorgesetzten und Mitarbeitenden eine Arbeitshaltung fördert, die auf Integrität beruht;

3.

durch Aus- und Weiterbildung eine hohe Fachkompetenz und das berufliche Fortkommen fördert;

4.

digitale Entwicklungen erkennt und diese gewinnbringend im Arbeitsalltag integriert und damit die Möglichkeiten von harmonisierten und standardisierten Personalprozessen nutzt;

5.

eine angemessene Vertretung der Landessprachen sowie der Geschlechter anstrebt;

6.

im Rahmen seiner Möglichkeiten geeignete Ausbildungsstellen der beruflichen Grundbildung sowie weitere Ausbildungsstellen zur Verfügung stellt;

7.

sich in Bezug auf das Leistungsniveau der Vorsorgepläne an jenem der Bundesverwaltung orientiert und die Lasten angemessen auf Versicherte und Arbeitgeber verteilt;

8.

bei den Anstellungen die inländischen Bewerberinnen und Bewerber und Personen mit besonderen Bedürfnissen angemessen berücksichtigt.

Die Indikatoren zu den personalpolitischen Zielen sind im Anhang Ziffer 4 aufgeführt.

6 Kooperationen

Der Bundesrat erwartet, dass das SNM:

1.

in seinem Zuständigkeitsbereich in nationalen und internationalen Gremien mitarbeitet;

2.

sich an nationalen und internationalen Projekten beteiligt, sofern diese zur Erfüllung der gesetzlichen Aufträge oder des Leistungsauftrags beitragen;

3.

mit Partnerinnen und Partnern im Hinblick auf Finanzierungen durch Zweit- und Drittmittel kooperiert.

7 Berichterstattung an den Bundesrat

Der Bundesrat erwartet, dass das SNM mit den Vertreterinnen und Vertretern des Bundes einen regelmässigen Informationsaustausch pflegt, dies namentlich im Rahmen der mindestens halbjährlich stattfindenden Eignergespräche.

Der Museumsrat orientiert den Bundesrat jährlich schriftlich über die Erreichung der strategischen Ziele und mit dem Geschäftsbericht über den Geschäftsverlauf, die Jahresrechnung, die Risikolage und weitere relevante Gesichtspunkte.

8 Änderungen während der Laufzeit

Der Bundesrat kann diese strategischen Ziele während ihrer Geltungsdauer jederzeit anpassen oder ändern. Änderungswünsche des SNM sind an das Generalsekretariat des EDI zu richten. Die finanziellen Konsequenzen allfälliger Anpassungen oder Änderungen werden fallweise geprüft.

9 Finanzierungsbeitrag des Bundes

Nach Artikel 17 MSG erhält das SNM vom Bund jährliche Beiträge zur Erfüllung seiner Aufgaben gemäss dem gesetzlichen Auftrag und gemäss den vom Bundesrat festgelegten strategischen Zielen. Für die finanzielle Unterstützung des SNM in der Periode 2025-2028 haben die eidgenössischen Räte mit der Kulturbotschaft 2025-2028 einen Zahlungsrahmen bis Ende 2028 gesprochen.

Anhang

(Ziff. 2-4)

Indikatoren betreffend die Schwerpunkte und weitere strategische Ziele 2025-2028 des Bundesrates für das Schweizerische Nationalmuseum (SNM)

1 Strategische Schwerpunkte

1.1 Produktgruppe Sammlung

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1.2 Produktgruppe Ausstellung und Vermittlung

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1.3 Handlungsfelder Kulturbotschaft 2025-2028

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2 Risiko- und Compliance-Management

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3 Finanzielle Ziele

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4 Personalpolitische Ziele

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Bundesrecht

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